Detlev Leinhas - Astrofotografie
Der Entschluss, meine EQ6 auf
eine Säule zu stellen, reifte
Hier im Norden sind die Nächte, in denen wir
Sterne gut beobachten und Himmelsobjekte fotografieren können, rar. Und wenn
es dann mal soweit ist, will der Chef, dass wir am nächsten Morgen nicht all
zu müde auf der Arbeit erscheinen.
Ich besitze eine EQ6, ein 8 Zoll Newton, dazu ein
Leitrohr und ich Fotografiere gerne.
Das ganze Equipment am Abend im Garten aufzubauen und einzurichten dauert
schon mal eine Stunde, wenn man die Einnordung wirklich genau haben will,
schon mal länger.
Der Beschluss reifte, dass eine feste Standsäule her
muss, für das schnelle spechteln aus dem Garten heraus, auch wenn von dort
nur ein kleiner Teil des Himmels einsehbar ist. (irgend wann im Jahr kommt
alles vorbei.)
Im Internet gibt es viele Erfahrungsberichte,
Vorgehensweisen und Meinungen zu diesem Thema. Viele davon habe ich gelesen,
mir einige zu eigen gemacht, andere als nicht richtig verworfen und eigenes
hinzugefügt.
Hier will ich nun meine Gedanken teilen, zumal sie
nicht so falsch gewesen sein können, denn die Säule erfüllt die Erwartungen
nun schon seit dem Sommer 2011.
1.
Voraussetzung: Die
Säule muss mit eigenen Mitteln eines mittelmäßig handwerklich begabten
Menschen, wie ich es bin, realisierbar sein.
2.
Die Kosten müssen
sich in Grenzen halten.
Frage 1: Wie stabile muss die Säule sein?
Im Netz konnte ich dazu lesen: So stabil, dass sie
beim Umlegen von Ost auf West nicht durchbiegt.
Die Angst vor einem
Durchbiegen halte ich für unbegründet. Wenn ich meine EQ6, eingestellt auf
Polhöhe 54 Grad, ohne weiteres Gewicht auf den Tisch stelle, bleibt sie
stehe. Das bedeutet, dass die senkrechte Komponente des Schwerpunktes
innerhalb der der Standfläche liegt. Aus Symmetriegründen vielleicht etwas
nördlich oder südlich vom Mittelpunkt oder genau drüber.
Wichtig wäre jetzt zu wissen, wie weit der Punkt, an dem die Kraft bei einer
Belastung der Montierung mit Geräten, angreift, also der Punkt, an dem die
RA Achse und die Dec-Achse sich treffen, vom Mittelpunkt der Fußfläche
entfernt liegt. Liegt dieser Punkt senkrecht über der Standfläche, kann man
die Montierung so viel belasten, wie man will, sie wird nicht umfallen. Nun
wird eine Säule aber dicker sein, als die Standfläche de EQ6. Solange
der Angriffspunkt der Kraft senkrecht über
der Säule liegt, kann sie sich nicht durchbiegen. Erst wenn die senkrechte
Kraftkomponente außerhalb der Säule verläuft, könnte sie sich biegen. Dies
aber genau nach Norden oder Süden. Da das in angebrachte Equipment in sich
austariert ist (sein sollte), würde diese theoretische Biegung sich bei
einem Umlegen der Geräte aber nicht ändern. Der Angriffspunkt der
Gewichtskraft auf der Polachse wäre immer genau der gleiche und bleibt immer
an genau der gleichen Stelle. Wenn nicht, stimmt etwas mit der Austarierung
und der Einnordung nicht und damit hätten wir ein viel gravierenderes
Problem, als das Durchbiegen einer Säule.
Frage2: Wie genau muss eine Säule senkrecht
stehen.
Ich las einen Bericht, in dem ein Erbauer einer Säule
erzählte, dass er sich eine industrielle Hochpräzisions-Wasserwaage
ausgeliehen hatte. Schön, wenn man diese Möglichkeit hat, ich denke aber,
dass es nicht wirklich notwendig ist.
Letztendlich ist es egal, wie schief eine Säule
steht. Wichtig ist, dass die Polachse der Montierung parallel zur
Rotationsachse der Erde ausgerichtet ist.
Ich habe mir meine alte EQ1 zur Hand nehmen müssen, um mir das zu
veranschaulichen. Egal wo man die Montierung aufsetzt, ob an einer
senkrechten Wand oder sogar über Kopf an der Decke, es ist immer möglich mit
der Polhöhe und einem Drehen auf der Standfläche, die Polachse parallel zur
Erdachse auszurichten.
Nun wäre er aber nicht wirklich Sinnvoll, die
geplante Säule schräg zu stellen, weil es zum einen beim Einnorden zu einer
Verlängerung der Prozedur führt und zum anderen eventuell die senkrechte
Kraftlinie aus der Säule läuft und so doch Biegemomente entstehen.
Also: So senkrecht wie möglich, eine normale
Wasserwaage sollte reichen.
Ab und an könne ein erneutes Einscheinern sowieso notwendig sein, da sich der Standort schon aus geologischen Gründen verändert oder der Boden setzt.
Frage 3: Wie fest muss die Säule in der Erde
verankert sein.
Schon so fest, dass sie nicht wie ein loser Zaunpfahl
beim Gegenstoßen wackelt. Das Fundament frostfrei, damit es nicht
unterfrieren kann (etwa 80 cm tief)
Man sollte bedenken, dass man, wenn man die Säule zu
fest mit einem vielleicht sogar felsigen Untergrund verbindet, sich eher
einen Seismografen schafft, als eine Teleskop-Säule.
Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich im Herbst,
wenn nachts die großen Erntewagen vor dem Haus vorbei donnern, die Fotos
vergessen kann.
Da ist es dann wichtig, dass man sich keine
Stimmgabel in den Garten gebaut hat, die ewig nachschwingt. Das Geheimnis
ist Dämpfung.
Jetzt die Schlüsse, zu denen ich gekommen
bin:
Fundament: Ein umgedrehter mittlerer Mörtelkübel als
Begrenzung. Der Boden aufgeschnitten um Zement einfüllen zu können und um
ein 200 mm KG-Rohr hinein zu stecken.
(Ich habe Steine mit einzementiert um Beton zu sparen.)
Den restlichen Beton habe ich dann noch etwas drumherum gegossen.
Vorhandene Moniereisen so gebogen, dass sie in dem
Rohr mittig verlaufen und sich in dem Fundamentkübel auseinander spreizen.
Das KG-Rohr und die Fundamentwanne mit Zement
gefüllt.
(Keine Zeit zum Bildermachen, deshalb ein Bild vom vorherigen
Test-Zusammenstecken.)
Der Plan war, wenn das zu Schwingungsanfällig wäre,
ein weiteres KG-Rohr mit 250mm darüber zu ziehen und den Zwischenraum mit
Bitumen und Stahlrohren (die die ich noch hätte, aufzufüllen. (Bitumen wegen
Dämpfung). War aber bisher nicht notwendig.
Frage 4: Wie die Montierung adaptieren?
Im Internet gibt es dazu entsprechende Säulenadapter,
die in das Rohr mit einbetoniert werden können. In Edelstahl kosten sie als
Einzelanfertigung recht viel Geld. Ich kann nur empfehlen solche zu
verwenden, zumal sie genau auf die EQ6 oder eine andere Montierung ausgelegt
sind. Das, was ich konstruiert habe ist zwar billiger, bereitet aber auch
Probleme.
Ein Gewindeflansch DN80/PN10 hat den Durchmesser des KG-Rohres selber.
Die PN16 Flansch hat 8 Löcher zum Verschrauben, die PN 4, jeweils für M16
Schrauben.
Ich habe die beiden Flansche mit 4 Gewindestangen M16
und 8 Muttern mit einem Abstand von ca. 10cm verbunden. Die Löcher des
kleinen Flanschs stehen etwas enger, so dass die ganze Konstruktion am Ende
unter Spannung steht und die Gewindestangen zusammen laufen. Beides nicht
schlecht.
In den oberen Flansch habe ich zwei Reduzierungen
eingeschraubt, so dass die EQ6 eine Führung hat.
Hier liegt das Problem dieser
Konstruktion. Ich konnte keine Reduktion finden, die genau der Führung der
EQ6 entspricht, so dass an dieser Stelle ein bei der Einnordung lästiges
Spiel entsteht.
Die ganze Konstruktion habe ich zweifach mit
Rostschutz grundiert und die außen liegende Fläche des oberen Flanschs
schwarz lackiert.
Dieser Adapter kommt so in das KG-Rohr, dass die
Schrauben in etwa auf Richtung NO, SO, SW und NW zu liegen kommen. In das
KG-Rohr wird zwischen den Schrauben SO und SW im Bereich der Muffe eine
Öffnung geschnitten. Durch diese kann später das Einfüllen des Betons
geprüft und die Schraube zur Befestigung der Montierung betätigt werden.
Ich habe das KG-Rohr mit dem glatten Ende etwas 5 cm
in das Fundament gesteckt und das Flanschende nach oben. Im Rohr verlaufen
Moniereisen, die sich im Fundament auf spreizen. Das Fundament und das
KG-Rohr sind mit Beton gefüllt. Bevor dieser erhärtet, muss die
Adapter-Konstruktion eingeführt werden oder aber man macht es wie ich in
zwei Schritten. Der Beton wird nach dem Einsetzendes Adapters durch
die Flanschöffnungen, eventuell mit einem selbstkonstruierten Trichter bis
unter den kleinen Flansch eingefüllt.
Das Ineinanderstecken vorher proben. Die in den Beton
reichenden Gewindestangen behaken sich gerne mit den Moniereisen. Es bedarf
etwas Geduld, bis alles so hingebogen ist, dass es zügig bewerkstelligt
werden kann.
Sobald der Beton eingefüllt war, habe ich die ganze
Konstruktion senkrecht abgespannt und drei Tage um alles einen weiten Bogen
gemacht.
(Unbedingt darauf achten, dass vorher nicht zuviel Zement eingefüllt wird,
da es sonst nicht mehr passt)
Der Rest war dann Feinarbeit:
Das rote KG-Rohr grundiert und grün gestrichen. Die
oben liegenden Muttern abgeschliffen, damit die Montierung dazwischen passt
….
Die EQ6 steht nun schon über 3 Jahr auf dieser Säule.
Tag und Nacht und bei jedem Wetter. Ich habe eine nach unten offene Haube
aus dünnem Sperrholz gebastelt, die darüber gestülpt ist. Nichts ist bisher
verrostet oder hat sonst wie Schaden genommen.
Inzwischen ist mein Teleskop dank dieser Säule in 20 Minuten für Fotos
aufgebaut, eingerichtet und
bereit.
Es steht jedem frei mich anzuschreiben, wenn der eine oder andere Punkt unklar geblieben ist.