Detlev Leinhas  -  Astrofotografie

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Astrofotografie, ein Einstieg.

Gerade neulich bin ich wieder einmal gefragt worden, wie fange ich mit Astrofotografie an, ohne das es all zu teuer wird. Es gibt darauf für die, die es hören wollen Antworten. Allen anderen wird es gehen wie einem Kollegen aus folgendem Beispiel:

Er besuchte als wirklich blutiger Laie, was Astronomie und Fotografie betraf, unseren VHS Kurs und beschloss ohne jemanden von uns zu fragen, nach den ersten beiden Kurs-Abenden sich ein Teleskop zuzulegen.

Getreu seinem Lebensmotto: „Was man billig kauft, kauft man zwei Mal“, rief er bei einem renommierten Fachhändler (einen der wenigen Shops, die es in Deutschland gibt) an und bat um Beratung. Das Gespräch muss folgender maßen abgelaufen sein:

Nein, er habe keine Ahnung von Astronomie und kenne sich am Himmel nicht wirklich aus, wolle aber recht zügig das ein oder andere Objekt sehen. – Also Goto
Nein, Fotografieren wolle er nicht, habe ja auch gar keinen Fotoapparat, er wolle halt nur sehen und halt möglichst viel. – Also 10 Zoll
Transportabel, ja, ein wenig schon, er habe ja einen großen Kombi und wäre es von seiner Jagd gewohnt, ab und an nachts draußen zu sein.
Was sein Budget wäre? Ja halt was man ausgeben müsse um etwas Vernünftiges zu bekommen, halt nichts, was man nach kurzer Zeit wieder erneuern müsse. Wenn es sein müsse, könne er dafür schon so 5.000,-- ausgeben.

Was soll ich sagen, er hat genau 5.000,-- ausgegeben. 10 Zoll Goto auf azimutaler Gabelmontierung mit einem billigen 35mm Okular.
Und was soll ich sagen, von nichts eine Ahnung hat er es, als es dann an kam, noch nicht einmal aufgebaut bekommen.
Fachberatung durch einen Verkäufer ist irgendwie ein Widerspruch in sich …
Einige wenige Wochen später kam dann noch eine astromodifizierte Canon 700D, die er nicht bedienen konnte, dazu. Ein teures Laptop, das er eben so wenig bedienen konnte und ich glaube eine Pohlhöhenwiege. Danach erschien er dann nicht mehr in unserer Gruppe.
Um und bei 8.000,-- innerhalb kurzer Zeit in den Sand gesetzt.

Wie denn dann?

Ausgehend von jemanden, der überhaupt keine Vorkenntnisse hat, nur die Vorstellung, dass ihn dieses Hobby reizen könnte.

Bei uns in der Gegend gibt es besagten Volkshochschulkurs Astronomie, 10 Stunden 40,--Euro. Hingehen, sich anhören, was es zu hören gibt. Bei klarem Wetter vor die Tür und eventuell mit eigenem Fotoapparat die ersten Versuche machen.
Geselliger geht’s nicht und es wird einem schnell klar, ob man mehr als einmal in seinem Leben bei klarer Nacht auf einem zugig kalten Feldweg stehen möchte, während Füße und Hände langsam zu unförmigen Klumpen gefrieren, nur um tags darauf ein schwarzes Bild mit kleinen weißen Strichen zu bewundern.

Wenn man nicht ausschließt, das einem das nicht völlig missfällt, kann man weiter investieren:

- Eine drehbare Sternkarte unter 10,-- Euro
- Eine Batteriebetriebenes Fahrradrücklicht unter 10,-- Euro oder am Fahrrad der Kinder abbauen.
- Ein Fernglas 10 X 50 ohne ZOOM! vom Discounter unter 20,-- Euro oder bei Bekannten leihen.

Sich ein wenig am Sternenhimmel aus zu kennen kann nichts schaden, ebenso von Vorteil ist wenigstens das ein oder andere Sternbild zu erkennen. Man kann es alleine machen oder in Gesellschaft und was mit o.g. Fernglas bereits zu erkennen ist, was dem bloßen Auge verborgen bleibt, ist unglaublich und mit ein wenig Übung mehr, als Galileo vor 400 Jahren durch sein Fernrohr erkennen konnte.

Die Überschrift lautet nun Astrofotografie und es kann nichts schaden, gleich nach der ersten visuellen Orientierung zu schauen ob auch daran Interesse bestehen könnte.

Man braucht:

- Einen Fotoapparat (digital, über Film reden wir hier nicht), der mindestens 15 Sekunden Belichtungszeit bietet.
- Ein Stativ (möglichst stabile aber am Anfang tut´s jedes andere auch)

Da sich der Himmel zu drehen scheint (in Wirklichkeit dreht sich die Erde), werden Sterne bei langer Belichtungszeit als Striche abgebildet.

Bei einer Brennweite von 50mm Kleinbildentsprechung, einer normalen Brennweite für gängige Aufnahmen auch in anderen Bereichen, werden Sterne bei Belichtungen bis zu 10 Sekunden aber noch recht ordentlich als Punkte abgebildet.
Bei etwas weniger Brennweite, 35mm, was einem leichten Weitwinkel entspricht, sind 20 Sekunden noch erträglich.

Nun einen Himmelausschnitt oder Sternbild an visieren und 10 bis 20 oder mehr Bilder bei etwa 1.600 ISO vom gleichen Himmelsausschnitt aufnehmen.

Zu Haus diese dann mit einem frei verfügbaren Astroprogramm am heimischen PC übereinander legen. Je nach gewähltem Himmelsausschnitt gibt es jetzt viele Objekte zwischen den Sternen zu sehen, die mit bloßem Auge unsichtbar waren und es ist schon ein „Fachmann“ nötig, der einem erklärt, was alles zu sehen ist.

Nachdem das Beobachten und Fotografieren mit den vorhandenen Gerätschaften immer noch den Wunsch nach mehr nicht vertrieben hat, könnte es gut sein nun ein wenig zu überlegen, in welche Richtung das Hobby ausgebaut werden soll.

- Beobachten, Objekte am Himmel suchen und finden, auch leuchtschwache.
- Beobachten und dabei eventuell das beobachtete zeichnen.
- Beobachten, hauptsächlich kleine Objekte wie Planeten oder planetarische Nebel
- Fotografieren, großflächige Objekte wie schwache Gasnebel oder offene Sternhaufen.
- Fotografieren, kleine Objekte wie Planeten, planetarische Nebel oder Galaxien.
- Asteroiden oder Kometen entdecken
- Vieles mehr

Je nach dem, für wo der Schwerpunkt liegen soll, gibt es einen anderen Ansatz.

Soll hauptsächlich beobachtet werden, ist ein Teleskop mit möglichst viel Öffnung notwendig.
Eine Goto Steuerung halte ich für überflüssig, da die Fähigkeit ein Objekt zu finden, nach etwa 5 Beobachtungsabenden soweit erworben ist, dass alles auch ohne goto gefunden wird, was zu finden ist. Viel wichtiger sind wirklich gute Okulare.

Meine Empfehlung wär ein Dobson 10Zoll zusammen mit einem guten zusätzlichen Okular und dem Deep Sky Reiseführer vom Oculum Verlag, der viele hundert Objekte aufzählt, die mit diesem Teleskop zu entdecken sind, eine Investition von unter 1.000,-- Euro.
Eine Ausrüstung, die auch dann Spaß macht, wenn nur ab und an im Jahr Zeit zum Beobachten gefunden werden kann.
Wer ein wenig mehr investiert, leistet sich ein 12Zoll Gerät dieser Bauart.

Was ich zum Beobachten als Einstieg nicht empfehlen mag, sind alle Teleskope mit kleinerer Öffnung auf einer manuell einstellbaren Montierung. Es ist vergleichsweise mit der vorherigen Empfehlung sehr wenig zu sehen und das fummelige manuelle Einstellen und Nachführen mit einer manuellen parallaktischen Montierung ist auch nicht wirklich einfach. Hinzu kommt, dass die Stative meist auch nicht wirklich schwingungsfrei sind, so dass das Ganze zu einer recht zittrigen Angelegenheit werden kann.

Der Einstieg zur Astrofotografie führt über eine elektrisch nachgeführten Montierung. Diese sollte von Anfang an nicht zu klein gewählt werden, denn sie ist das Herzstück jeder astrofototauglichen Gerätekombination. Von der Katalogseitig angegebene sinnvolle Höchstbelastbarkeit würde ich 2/3 ansetzen und so kommen dann für recht kleine Teleskope schon große und teure Montierungen zustande. Die Hälfte der so ermittelten Belastbarkeit verbraucht die Hauptoptik, die andere Hälfte teilen sich Leitrohr, Kamera und anderes Gedöns.
Also 20 KG Belastbarkeit, ergibt eine Teleskoptubus von 7KG und damit sind schon 8Zoll Newton Teleskope die Grenze.

Solch eine Montierung mit Stativ und Goto Handsteuerbox (Wobei hier Goto Zugabe zu den Nachführ- und Guidingfunktionen ist) kostet günstigst knapp über 1.000,--
Hinzu kommt das Teleskop mit vielleicht 500,--, eine Kamera astronodifiziert 500,-- und ein Autoguiding System noch einmal 500,--. Ein Laptop mit allen Kabeln etc. ebenfalls 500,--
Damit wären wir bei 3.000,-- und es geht noch sehr viel teurer. Billiger leider kaum.

Doch, es geht billiger, denn es muss ja nicht alles neu sein. Gebraucht gekauft, ist der Preis locker zu halbieren, ohne dass man befürchten muss und sofern man ein wenig achtsam ist, Schrott zu kaufen.

Neben den an anderer Stelle bereits erwähnten Kursen der VHS bieten auch oftmals örtliche Planetarien Informationsveranstaltungen und Seminare. Dort finden sich dann auch Menschen der Szene, die immer mal gute gebrauchte komplette Ausrüstungen verkaufen oder wissen, wo sie zu bekommen ist.

Ohne neutrale Beratung gebrauchtes Equipment zu kaufen, würde ich einem Einsteiger in dieses Hobby nicht empfehlen. Preist jemand in der Bucht sein Gerät als "Neuwertig, da nur einmal zur Probe aufgebaut" an, sollte das zu Denken geben.

Soviel von meiner Seite zu einem eventuellen Einstieg in die Astronomie. Im Internet gibt es viel dazu zu lesen und sich zu informieren kann wirklich Geld sparen.
Sind noch Fragen offen geblieben, dürft Ihr mich unter d.lei@t-online anschreiben.

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